Wir schreiben das Jahr 1935. Hitler sorgt für deutsche Überlegenheit im Rennsport. Massive staatliche Unterstützung fließt an die Werksteams von Mercedes-Benz und Auto Union. Die Erfolge lassen nicht lange auf sich warten. Alfa, Bugatti und Maserati haben gegen die deutschen Hubraum-Monster nichts mehr zu bestellen.
Bei diesem Grand Prix wird wie selbstverständlich ein deutscher Sieg erwartet. Gegen fünf Werks- Mercedes mit Caracciola, Fagioli, Brauchitsch, Lang und Geier sowie gegen vier offizielle Auto Union 16-Zylinder mit Rosemeyer, Stuck, Varzi und Pietsch scheint Nuvolari mit dem 3,8-Liter-Alfa P3 auf verlorenem Posten zu stehen
Doch 250000 Zuschauer und die Nazi-Nomenklatura sind schockiert: nicht die Silberpfeile, sondern ein roter Alfa kämpft sich nach vorne. Nuvolari holt das Letzte aus dem alten P3 heraus, überholt die deutschen Stars Caracciola und Rosemeyer und geht in der zehnten Runde in Führung. Eine Sensation bahnt sich an!
In der 12. Runde geht Nuvolari zum Nachtanken an die Box. Doch die Mechaniker der Scuderia Ferrari brauchen dafür unendlich lange. Erst nach über zwei Minuten kann Nuvolari wieder starten und findet sich auf dem sechsten Platz wieder.
Nun folgt eine Aufholjagd, die an Dramatik nicht zu übertreffen ist. Auf der regennassen Straße können die Mercedes und Auto Union ihre Kraft nicht voll zur Geltung bringen. Nuvolari weiß das und sieht seine Chance. Er stellt einen neuen Rundenrekord auf, holt sich nacheinander Stuck, Fagioli und Caracciola und hängt sich hinter Rosemeyer. Als dieser an die Box fährt, hat er nur noch Brauchitsch vor sich.
Brauchitsch hat 7 Runden vor Schluß einen Vorsprung von anderthalb Minuten. Nuvolari macht pro Runde zirka 11 Sekunden gut. Zu wenig, um gewinnen zu können. Aber Brauchitsch läßt sich nervös machen, riskiert Kopf und Kragen, bis ihm ein Reifen platzt. Auf der Felge schleppt er den Mercedes weiter. Nuvolari rauscht an ihm vorbei und gewinnt dieses so prestigeträchtige Rennen vor Stuck, Caracciola, Rosemeyer und dem armen Brauchitsch.
Ungläubiges Kopfschütteln bei den anwesenden Nazi-Größen. Zerknirscht muß Korpsführer Hühnlein dem strahlenden Sieger gratulieren. Die Nachricht entfacht in Italien Begeisterungsstürme. Nuvolari und Alfa gewinnen gegen eine deutsche Übermacht! Das war wirklich Nuvolaris größtes Rennen.