Rostimage-woher kommt es

  • Man wird ja als Alfa Fahrer schonmal auf Rost angesprochen:o

    In einem vorherigen Thread wurde vom Alfa Sud berichtet, die auf Halde standen...... und erst nach Tagen lackiert wurden...

    Woher kommt das Rostimage, welches in den Köpfen von einigen Ewiggestrigen rumspukt. Was waren es für Modellreihen und wie lange ist es her? Wann wurde es besser?

  • Zitat von Giulia´s race

    Man wird ja als Alfa Fahrer schonmal auf Rost angesprochen:o

    In einem vorherigen Thread wurde vom Alfa Sud berichtet, die auf Halde standen...... und erst nach Tagen lackiert wurden...

    Woher kommt das Rostimage, welches in den Köpfen von einigen Ewiggestrigen rumspukt. Was waren es für Modellreihen und wie lange ist es her? Wann wurde es besser?

    Von AlfaSud, welche auf Halde standen!
    Besser wurde es, als Produktion auf 33 umgestellt wurde.

    Der thread wurde bestimmt nach reiflicher Überlegung eröffnet ?! !gruebel!

  • Ich möchte gerne nur etwas Hintergrundwissen haben, da ich sehe sehr lange in einem BMW Forum rumgeisterte und dieses Vorurteil einem des öfteren zugetragen wird. Ich weiß aich, das das seit ca. Mitte der 80er Jahre kein Problem mehr ist.

    Ist es denn nur der Alfasud gewesen?

  • Zum einen rosteten in der Zeit des Alfasud so ziemlich alle Autos schnell, und zum zweiten hatte Alfasud ein besonderes Problem:

    Mit dem Alfasud drang Alfa in die Domäne von Fiat ein, das Werk stand im Süden, und so gab es alle Möglichkeiten, Alfa zu sabotieren, welche, wenn man Hruska glaubt, von der Fiat-Familie auch fleissig genutzt wurde.

    So weigerte sich der Mann, der die Karrosserien grundieren sollte, das zu tun, weil es seiner Gesundheit schade, und die Hintermänner sorgten dafür, dass der Mann nicht ersetzt werden konnte.

    Kafkaesk, und in der Folge der Ruin von Alfa, aber auch der gesamten italienischen Autoindustrie.

    In dieser Zeit begann bei BMW ein konsequentes Marketing, eine konsequente Entwicklung und damit der lange Aufstieg. Ditto bei Audi.

  • Hi,

    Zitat von Giulia´s race

    Ich weiß aich, das das seit ca. Mitte der 80er Jahre kein Problem mehr ist.

    Das eigentliche Problem waren die Recyclingbleche, die man Mitte der 70er Jahre bei fast allen Autoherstellern einführte.
    Die rosteten dort schon in der Verkaufshalle der Autohäuser munter vor sich hin.

    Extreme Probleme hatten damals Citroen, Alfa Romeo, Opel und auch VW...

    Golf I und Kadett C waren damals mindestens genau so anfällig wie der Sud - nur hat man es denen in der Öffentlichkeit sehr schnell verziehen - außer man war selbst betroffen und musste seine Bröselkarre nach 2 Jahren zusammenfegen und entsorgen 8( ...

    Bei Alfa Romeo hatte man das Problem dann mit dem 33er anfang der 80er sehr gut im Griff und auch bei den nachfolgenden anderen Typen war die Rostvorsorge (zumindest in meinen Augen) eher etwas besser als bei vielen anderen Herstellern. Verzinkung ist bei allen Modellen der 90er Standard.
    Ausreißer neueren Datums gibt es allerdings auch manchmal zu berichten - bei einigen 156ern hier im Forum sieht es um den Scheibenrahmen nicht wirklich gut aus.


    Thomi

  • Hi,
    habe mal in meinem Studium ein Referat über dieses Thema gehalten und die Vorredner haben schon wesentliche Punkte angesprochen. Der Alfasud hätte damals die Generation Alfasud (statt Generation Golf) werden können, denn das Konzept war top, die Ideen waren gut und das Image passte. Aus dieser Generation wurde dann aber eher die Generation Rost. Dieses Vorurteil hält sich bis heute, obwohl Rost kein Thema mehr ist.

    Ich bin auch in BMW Foren unterwegs und arbeite BMW. In den 60igern und 70igern lieferte sich Alfa und BMW heisse modellpolitische Schlachten und viele aktuelle BMW Fahrer waren früher Alfa Fahrer. Aus vielen Erzählungen weiß ich, dass der Qualitätsunterschied zwischen Alfa und BMW mit Übernahme durch den Fiat Konzern sowohl von der Verabeitungsqualität als auch von der Innovationsqualität sich drastisch zu Ungunsten von Alfa entwickelte. Daher kommt es, dass viele Ex-Alfa und nun BMW Fahrer aus der damaligen Zeit noch erzählen, ohne zu relativieren, dass sich natürlich auch bei Alfa was getan hat. Aber, nichts hält sich so lange wie ein Vorurteil!rolleyes2

  • Ich mag zwar Autobild nicht, aber dieser Artikel erscheint mir recht informativ:

    Alfa-Sud

    Desweiteren hat mir ein Bekannter, der in der Werbebranche arbeitet erzählt, daß der Alfa Sud mit einem oder mehreren Rostflecken? im Verkaufsprospekt abgebildet war. Daher würde auch der Ausspruch "Alfas rosten schon im Prospekt" kommen. Obs stimmt weiss ich allerdings nicht.

  • Zitat von 33-146

    Hi,


    Das eigentliche Problem waren die Recyclingbleche, die man Mitte der 70er Jahre bei fast allen Autoherstellern einführte.
    Die rosteten dort schon in der Verkaufshalle der Autohäuser munter vor sich hin.

    Thomi


    Servus Thomi,

    ich glaube, das mit den Recycling-Blechen gehört auch in das Reich der Vorurteile. Es war nicht mehr und nicht weniger als eine einigermaßen plausible Ausrede der Automobilindustrie wegen ihrer schlechten Verarbeitungsqualität.

    Beispiele: Einmal wurde Recyclingblech genannt, das andere Mal Bleche aus DDR-Produktion aufgrund irgendeines interstaatlichen Übereinkommens, mal kamen die Bleche sogar aus Rußland usw. usw.

    Meines Erachtens kann das Blech gar nichts dafür, denn ich habe noch keine glaubwürdige Quelle für die schlechte Blechqualität entdeckt.

    Aus den 60ern raus kamen mehrere Faktoren zusammen:

    1. Die Kilometerleistungen stiegen jährlich deutlich an im Vergleich zu den 50ern, die Mobilität machte enorme Fortschritte.

    2. Daraus resultierend wurde der Streusalzeinsatz erstmals flächendeckend eingeführt, um Autobahnen und Hauptstraßen freizuhalten.

    3. In der Automobilindustrie wurde zunehmend auf die selbsttragenden Karosserien umgestellt, was bei manchen Marken mehr, bei anderen weniger zu Hohlräumen und Doppelblechen in unheilvoller Menge und Verarbeitung führte.

    4. Mit viel Glück war das Blech an der Innenseite der Hohlräume grundiert oder so la la lackiert, was wenn sich dort Dreck mit Salz und Feuchtigkeit vermischt zu den bekannten Konsequenzen führt.

    5. Ein Verkleben der Falzen im heutigen Sinne war unbekannt.

    6. Mit Hohlraumschutz wurde bestenfalls im Labor experimentiert. Eine Ausnahme war Mercedes, welche schon bei Einführung der Nachfolgemodelle der Heckflosse, also Strichacht und die erste S-Klasse, mit Wachs arbeitete, wenn auch nur sehr eingeschränkt.

    Beweis: Der Strichachter konnte ein Alter von 8 bis 10 Jahren erreichen, bevor Schweller, Spritzwand und Rahmenbögen durchwaren und sich die Reparatur nicht mehr lohnte.

    Mein Vater kaufte 1972 einen Audi Super 90, Jahreswagen von Audi. Dieses Fahrzeug war nach einer Kilometerleistung von 140000 1976 Blätterteig, bei einer der letzten Fahrten viel beim Bremsen sogar ein Scheinwerfer raus.
    Der Rost begann eindeutig im Bereich der Falzen und Karosserieüberlappungen, und setzte sich von dort aus zügig fort.

    Mangels Geld kaufte er damals einen Audi 100, Bj. 1969, der die Jahre über nur in der Garage gestanden hatte und nur ein paar Kilometer drauf hatte. Auf Anraten seines Mechanikermeisters wurden einige Hohlräume des Wagens mit irgendeiner fettigen Brühe durchspült (kann Altöl gewesen sein mit Vaseline versetzt, ich weiß es leider nicht mehr genau und der Mech. lebt nicht mehr). Als der Wagen dann im Jahre 1981 durch einen Unfall das zeitliche segnete, war erstaunlich wenig Rost daran. Er wurde sogar manchmal gefragt, wie denn das kommt, daß der Wagen nicht rostet, obwohl schon so alt.

    Während dieser Zeit kam als Ersatzteilträger ein weiterer Audi 100 ins Haus, welcher wegen Getriebeschadens verschrottet hätte werden sollen. Beim Zerlegen fiel auf, daß dieser Wagen trotz ca. 200000 km ebenfalls auffällig wenig Rost hatte. Nach kurzer Recherche stellte sich heraus, daß der Wagen ursprünglich für USA-Export vorgesehen war, durch irgendwelche Umstände aber in Deutschland blieb und für unseren Verkehr rückgerüstet wurde.

    Ein Bekannter, der bei Audi arbeitete (war damals ja noch fast ne Mittelstandsklitsche), bestätigte, daß die Wagen für USA, Kanada und auch Nordeuropa mit Wachs durchspült wurden, also nicht zur die Oberfläche, sondern auch teilweise die äußeren Profile wie Schweller, Bodenverstärkungen usw., nicht jedoch wegen der Rostresistenz, sondern wegen des Transportes per Schiff, wo sie unter Umständen mit Seewasser in Berührung kommen könnten.

    Als dann nahezu die gesamte Automobilindustrie Imageprobleme kriegte, war der Spuk Anfang der 80er Jahre plötzlich großenteils vorbei.

    Der 1er Golf z. B. wurde ab 1981 werkseitig mit Hohlraumwachs geflutet, und siehe da, die Dinger liefen plötzlich 10 Jahre und tlw. länger.

    Aus diesen Ausführungen heraus sollte sich eindeutig ergeben, daß die Konservierung das A und O ist und alle anderen Faktoren vernachlässigbar gering sein sollten.

    mfg


    Josefini1

  • Mein 155er hat 10 Jahre und ist weniger rostig als verschiedene nicht so alte Mercedes die ich kenne :D

    Das einzige was bei mir rostig ist, sind Auspuff, hintere Radaufhänung, vordere Stoßdämpfer und Rohre der Klima.

    Hab an der Karosserie keinen einzigen Rostfleck, weder aussen noch an den Türen und Türgelenken ...

  • Zitat von Luxy

    Das einzige was bei mir rostig ist, ...hintere Radaufhängung, ...

    da kann eigentlich nix rostig sein.
    Die Schwingen sind Gussteile, welche sozusagen nicht rosten
    und der HA-Rahmen (mit seinem 2mm-Blech) kann zwar Blasen aufwerfen, aber selbst bei Uraltgeräten ist da Korrosion kein wirkliches Malheur.

    Wenn du sicher sein willst, dann entferne mal den Innenkotflügel hi re (ist ja nur so ´n kleiner Spritzlappen), oder entferne den Stossfänger.
    Wenn´s beginnt, dann unterhalb der Tankklappe...und wenn, dann sowie an Seitenteil als auch am darunterliegenden Chassis.

  • Zitat von project24

    Aus vielen Erzählungen weiß ich, dass der Qualitätsunterschied zwischen Alfa und BMW mit Übernahme durch den Fiat Konzern sowohl von der Verabeitungsqualität als auch von der Innovationsqualität sich drastisch zu Ungunsten von Alfa entwickelte.


    Naja, das Fiat schuld sein soll... ich weiss ja nicht. Die Alfetta-Baureihe waren (laut Zeitgenössischer Automobilzeitschriften) ziemliche Klapperkisten. Der Konzern lief ja dann auch bald auf dem Zahnfleisch...da liegt es nahe an der Qualität zu sparen.

  • Zitat von pedi

    da kann eigentlich nix rostig sein.
    Die Schwingen sind Gussteile, welche sozusagen nicht rosten
    und der HA-Rahmen (mit seinem 2mm-Blech) kann zwar Blasen aufwerfen, aber selbst bei Uraltgeräten ist da Korrosion kein wirkliches Malheur.

    Wenn du sicher sein willst, dann entferne mal den Innenkotflügel hi re (ist ja nur so ´n kleiner Spritzlappen), oder entferne den Stossfänger.
    Wenn´s beginnt, dann unterhalb der Tankklappe...und wenn, dann sowie an Seitenteil als auch am darunterliegenden Chassis.

    Ok, wusste nicht dass es Gussteile sind, sehen jedenfalls rostig aus.

  • Zitat von pedi


    Wenn´s beginnt, dann unterhalb der Tankklappe...und wenn, dann sowie an Seitenteil als auch am darunterliegenden Chassis.

    Wo sie nun wirklich fast alle ihren Schwachpunkt haben und es ewig dauert
    bis man von aussen sieht was Sache ist ...

    Keine Ahnung was so ein Seitenteil aktuell kostet, aber wenigstens haelt sich der Aerger durch die einfache Tauschbarkeit in grenzen.

    Gruss, Stephan
    _________________________________________________________________
    Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.

  • Zitat von josefini1

    Mein Vater kaufte 1972 einen Audi Super 90, Jahreswagen von Audi. Dieses Fahrzeug war nach einer Kilometerleistung von 140000 1976 Blätterteig, bei einer der letzten Fahrten viel beim Bremsen sogar ein Scheinwerfer raus.
    Der Rost begann eindeutig im Bereich der Falzen und Karosserieüberlappungen, und setzte sich von dort aus zügig fort.


    Lustig, mein Vater hatte den auch, Ich glaube noch etwas früher, ab 68 (?). Das war es für ihn mit Audi. Nach zwei Jahren waren die Türen durchgerostet, ständig war er an der Karosse am Spachteln. Ständig gab es Probleme mit den Zündkerzen, die absoffen. Erst Platinkerzen brachten Abhilfe.

    Saluti amici, Hawi
    _____________________________
    FWD sucks! !mgrins!

  • Ein Blick in die Historie: Vater hatte 2 Simca-Chrysler von paarnsiebzig bis paarnachtzig - bereits Rost nach 3 Jahren - aber das wurde mit der nötigen Gelassenheit ("jupp, da sind Rostbeulen - wir sollten mal 'n neuen kaufen") hingenommen (wenn auch etwas verärgert). Die Karren waren sicherlich nicht wirklich der Benchmark, aber der folgende VW Santana (83, wenn ich nicht irre - und ich war entschieden gegen diesen Kauf) hatte ein ähnliches Problem (5 Jahre bis Rost - daher wurde freudig danach NOCH ein VW gekauft... :-]).

    Meine ersten privaten Fahrzeuge lagen herstellungsmäßig auch in dieser Zeit (Uno und darauf ein Alfa 33) mit verheerendem Rostbefall, der leider erst nach dem Kauf blühte.

    Daher glaube ich, dass es in den 70ern bis Mitte der 80er einfach ein generelles Problem mit Rost gab (wie pedi ja schon schrieb) und die Problematik markenübergreifend war. Allerdings hatten Franzosen und Italiener da sicherlich einen im Vergleich noch schwereren Stand, da sie wohl die Rostvorsorge noch weniger im Griff hatten als die Deutschen.

    Das Problem betraf auch nicht nur den Sud, sondern jedes Fahrzeug. Ob es mit dem 33 besser wurde - nun ja... ich habe im Laufe der Zeit viele stark verrostete 33 und 75 gesehen, so dass ich das nicht wirklich bestätigen kann. Die Story mit den Saboteuren laß ich auch schon mehrmals - aber das scheint wohl nur ein weiterer Stein im Image-Baukasten gewesen zu sein.

    Sicher spielt auch die Weiterentwicklung von Lacken bzw. Lackierung eine Rolle...

    Das Image der "italienischen Krücke" kam wohl eher aus der Verbindung von Rost, mangelnder Zuverlässigkeit und der deutschen "Fachpresse"...

    Wie schon in einem anderen Thread geschrieben: Das Image hält sich nun mal sehr, sehr lange... :-]

    Dino

    oo--v--oo

  • Zitat von hawi

    Lustig, mein Vater hatte den auch, Ich glaube noch etwas früher, ab 68 (?). Das war es für ihn mit Audi. Nach zwei Jahren waren die Türen durchgerostet, ständig war er an der Karosse am Spachteln. Ständig gab es Probleme mit den Zündkerzen, die absoffen. Erst Platinkerzen brachten Abhilfe.


    Genau, die Audis der 70er. Freitag nachmittag wurde mit Glasfaserzeugs modelliert, Samstags geschliffen, gespachtelt und wieder geschliffen, dann gebadet :-] und Sonntags mit der Elektro-Sprühpistole von Black und Decker lackiert. 8-)

    Das Kerzenproblem kenne ich auch: Ständig ein Reservesatz dabei, wenn wieder eine oder zwei abgesoffen waren, wurde gewechselt und die anderen Kerzen zu Hause mit Verdünnung gewaschen. Sie waren nicht kaputt, nur die Motoren fingen so bei 40 50000 km an, Öl zu ziehen (Kolbenringe und Ventilschaftabdichtungen). Das hat dann schon mal zu 3 Liter Ölverbrauch auf 1000 km gereicht.

    War aber - die Rostmätzchen jetzt mal ausgeklammert - ne scharfe Karre. Nen BMW 2002 konnte man ärgern, der damals neue 520er hatte keine Chance. 250er Benze ebenfalls nicht.

    Ein Bekannter hatte die 1800er Maschine aus dem 100er GL mit der Doppelvergaseranlage. Er hatte diese Maschine auf offene Webers umgebastelt und in einen alten 60er Audi (Karosseriemäßig identisch mit dem Super 90) reingehängt. Das Ding lief dann für damalige Verhältnisse phänomenal. Er dürfte da so um die 125 bis 130 PS gehabt haben (das Original war bei 115). Der Wagen selbst wog kanpp unter einer Tonne.

    Ich habs selber erlebt, als er dann auf der Autobahn nen 2500 BMW abgehängt hat. Nur der Frontantrieb mit den 165/13 Rennwalzen war dann endgültig an der Grenze.

    mfg


    Josefini1

  • Hi,

    @Finchen1:

    Das mit den Recyclingblechen ist durchaus kein Vorurteil oder Ausrede, der zunehmende Einsatz von Streusalz in den 60ern und das Nichtvorhandensein von Rostschutzmaßnahmen sind als Erklärung für das massive Auftreten von Rost Mitt der 70er nicht ausreichend, denn wie erklärt es sich sonst, dass Kadett B der Baujahre 1965 - 1973 meist ein Alter von 15 Jahren erreicht haben, die konstruktiv gleichen Kadett C der Baujahre 1973 - 1974 auch noch - dagegen die späteren C-Modelle der Baujahre bis 1976 innerhalb weniger Jahre weggegammelt sind wie doof.
    Und genau in dieser Zeit hatten fast alle Hersteller Rostprobleme. Der Blechlieferanten gab es damals nicht so viele verschiedene und die Stahlbranche konnte gar nicht so viel liefern (schon gar nicht billig) wie verlangt wurde.
    Läge es am Streusalz, hätten die älteren Modelle genau so wegrosten müssen.

    Dass einige Autos wie der Audi Super 90 in einigen Baujahren massive Probleme schon Anfang der 70er hatten, lag nach meinem Dafürhalten eher an den monatlichen Besitzerwechseln bei Audi zu der Zeit und dem damit verbundenen Chaos, denn von diesem Problem waren weder die Baujahre davor, noch überhaupt alle Fahrzeuge der Baureihe, die in dieser Zeit gebaut wurden, betroffen. Der Super 90 war zu der Zeit auch eher ein stiefmütterlich behandeltes Fahrzeug, weil sich zu der Zeit alle Kraft eher auf den Nachfolger Audi 100 konzentrierte.

    Zum Hintergrund Recyclingblech:
    In der Anfangszeit des Recyclings und dem Einsatz dieses Bleches Mitte der 70er Jahre wurden Autos noch in Schredderanlagen zerkleinert und die anschließende Trennung von Stahl und Kupfer aus den Kabelbäumen war (ökonomisch) schlecht möglich. Daher war nach dem Einschmelzen immer ein recht hoher Kupferanteil in diesem Blech und daher kam immer diese kristalline Korrosion mit üblem Lochfraß.
    Heute werden zum sortenreinen Recycling die Autos von Hand zerlegt.
    U.a. deswegen gibt es dieses Problem so nicht mehr.


    Thomi

  • Servus,

    ok, ich widerspreche nicht dem Vorhandensein der Recyclingbleche zu der Zeit und der möglicherweise schlechteren Blechqualität durch die bunte Mischung.

    Ich widerspreche nur der gebetsmühlenhaften Wiederholung, daß die Bleche allein Schuld waren an der schnellen Zerstörung der Autos.

    Ich behaupte nach wie vor, daß in erster Linie die Umstellung auf Massenproduktion, die in den 60ern stark vorangetrieben wurde, in erster Linie dafür verantwortlich ist, weil nicht in gleichem Maße Verarbeitung, Konservierung und auch Blechstärke vorangetrieben wurden.

    Und ich glaube, daß ein Großteil der da schon fünf bis zehn Jahre alten kleinen Gebrauchten nicht mehr im kilometerfressenden Einsatz waren, sondern eher für Kurzstrecke und nach dem Motto des älteren Gebrauchtwagenfahrers: Heute ist das Wetter schlecht, fahren wir lieber morgen.

    Und wie sonst, um nochmal auf Streusalzeinsatz zurückzukommen, ist es erklärbar, daß sich z. B. in Österreich, wo die Nebenstraßen nicht gesalzen wurden, auffallend viele Fahrzeuge aus den 70ern bis heute gehalten haben, dto. in der Schweiz, wo die Konservierung schon vor Jahrzehnten ein Thema war.
    Und auch wenn Streusalz fehlt, würden die Recyclingbleche schon alleine durch Vorhandensein eines sauren Milieus in Verbindung mit Feuchtigkeit im Zeitraffertempo korrodieren. Und gerade da sehe ich jetzt aus den trockeneren Regionen (Südfrankreich, Italien etc.) keine großen Unterschiede ob 60er, 70er oder 80er.

    Viele Grüße


    Josefini1

  • Meine ersten Fahrzeuge waren ja alle Baujahre 1961 - 1969.
    Gerostet haben die alle, egal ob Opel, Fiat oder BMW.

    Gründe waren sicherlich einmal die vielen Hohlräume , in denen die Feuchtigkeit eindrang und ohne vorhandene Entlüftung auch nicht mehr rauskam. Beim Fiat 850 waren nach 6 Jahren die Einstiegsschweller innen und außen und im Motorraum die Bleche der Kotflügel innen völlig verrottet. Und der hatte damals gerade mal 30000km auf dem Tacho.
    Rostvorsorge war ja werksseitig so ziemlich unbekannt. Viele versuchten da selbst Hand anzulegen und schmierten den Unterboden mit Teroson also einem Mittel auf Bitumenbasis zu. Nach 1 Winter waren da bereits eine Menge Risse drin mit dem Ergebnis, das nun auch außen Feuchtigkeit unter diesem Unterbodenschutz war und entsprechend vor sich hingammelte.
    Selbst später bei dem C-Kadett Baujahr 1977 war bereits nach 3 Jahren rundrum Rost angesagt. Der Lack blätterte großflächig z.B.an den Kanten der Scheinwerfer ab. Die hatten offensichtlich damals auch Probleme mit einer haftfähigen Grundierung.
    Beim Lancia Beta Coupe war es da ähnlich. Nach noch nicht mal einem Jahr löste sich an einigen Stellen schlicht der Lack ab.
    Erst ab 1980 war eine Hohlraumversiegelung Standard. Beim Ritmo tropfte noch Monate nach der Auslieferung aus den verschiedenen Ablauflöchern die Versiegelung raus.

  • Hi,

    Zitat von josefini1


    Ich widerspreche nur der gebetsmühlenhaften Wiederholung, daß die Bleche allein Schuld waren an der schnellen Zerstörung der Autos.

    Wem oder was Du da widersprechen willst, weiß ich nicht, weil von einer gebetsmühlenhaft wiederholten "Alleinschuld" am Auftreten jeglichen Rosts in den früheren Jahrzehnten niemand was schrieb ;) ...
    Es geht um das schlagartig vermehrte Auftreten von Rost an bestimmten Modellen Mitte der 70er Jahre und das recht abprupte Verschwinden bei den meisten Herstellern nach 2-3 Jahren.
    Gerade die "schnelle" Zerstörung ist darauf zurückzuführen.
    Bei den betroffenen Fahrzeugen nutzten vom Hersteller kurzfristig eingeleitete Maßnahmen überhaupt nichts. Um eingeschweißte Bleche faulte bei gleicher Rostschutzbehandlung das umgebende Blech munter weiter...

    Zitat von josefini1


    Ich behaupte nach wie vor, daß in erster Linie die Umstellung auf Massenproduktion, die in den 60ern stark vorangetrieben wurde, in erster Linie dafür verantwortlich ist, weil nicht in gleichem Maße Verarbeitung, Konservierung und auch Blechstärke vorangetrieben wurden.


    Behaupten kannst Du es weiter gerne - nur habe ich dir eigentlich vorher anhand von Massenmodellen der 60er und 70er- Jahre das Gegenteil aufgezeigt ;) ...
    Die gleichen Autos haben nach Änderung der Blechqualität schlagartig viel weniger gerostet.
    Volkswagen, Opel, FORD, Peugeot, Renault, Citroen, FIATm, Mercedes und BMW waren übrigens schon Ende der 40er, Mitte der 50er oder ganz spät (OPEL) bis 1961 auf moderne Massenproduktion umgestiegen.

    Zitat von josefini1


    Und ich glaube, daß ein Großteil der da schon fünf bis zehn Jahre alten kleinen Gebrauchten nicht mehr im kilometerfressenden Einsatz waren, sondern eher für Kurzstrecke und nach dem Motto des älteren Gebrauchtwagenfahrers: Heute ist das Wetter schlecht, fahren wir lieber morgen.

    Also ich kann mich nicht daran erinnern, dass man in den 70ern je nach Wetterlage zur Arbeit fahren konnte oder nicht ;) ...

    Zitat von josefini1


    Und wie sonst, um nochmal auf Streusalzeinsatz zurückzukommen, ist es erklärbar, daß sich z. B. in Österreich, wo die Nebenstraßen nicht gesalzen wurden, auffallend viele Fahrzeuge aus den 70ern bis heute gehalten haben, dto. in der Schweiz, wo die Konservierung schon vor Jahrzehnten ein Thema war.

    Dann such' mal Fahrzeuge aus den jeweils "problematischen" Jahrgängen der betroffenen Fahrzeuge.
    Die wirst Du auch da nicht mehr finden.

    Zitat von josefini1

    Und auch wenn Streusalz fehlt, würden die Recyclingbleche schon alleine durch Vorhandensein eines sauren Milieus in Verbindung mit Feuchtigkeit im Zeitraffertempo korrodieren.

    Was sie auch getan haben...

    Zitat von josefini1


    Und gerade da sehe ich jetzt aus den trockeneren Regionen (Südfrankreich, Italien etc.) keine großen Unterschiede ob 60er, 70er oder 80er.

    Matra Bagheera oder Simcas der 70er wirst Du da trotzdem viel weniger finden (eigentlich gar nicht mehr) als Peugeots oder Renaults aus den 60ern.


    Ich habe eher das Gefühl, dass wir von verschiedenen Phänomenen reden.
    Du redest vom langsamen Auftreten von Rost allgemein - ich hingegen beziehe mich darauf, dass in den 70ern ganz bestimmte Automodelle plötzlich ab dem Zeitpunkt der Einführung der Bleche aus dem Recycling binnen Jahresfrist weggammeln konnten.
    Dass Alfas oder FIATs generell vor dem Auftreten des Recyclingbleches etwas mehr gerostet haben als andere Autos, lag eher am Entstehungsort und den in südlichen Gefilden vorherrschenden Klimabedingungen.
    Das Katastrophenimage von Alfa ist aber eindeutig auf den Sud und sein Zeitraffergammeln bestimmter Jahrgänge - wie schon am Fredanfang erwähnt - zurückzuführen.


    Thomi

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