Gefahr für Kinder: Rücklehnenarretierung im Kombi, Beispiel Lancia Thema

  • Familienväter,
    ich möchte eure Aufmerksamkeit auf eine - insbesondere für kleine Kinder - lebensgefährliche Fehlkonstruktion am Beispiel meines Lancia Thema Kombi aufmerksam machen. Eventuell sind hiervon ja auch andere Modelle betroffen:

    Die Arretierung der beiden Rücklehen erfolgt an einem in das Karosserieblech des Stoßdämpferdoms mittels einer M6er Schraube befestigten Haken:

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    Die M6er Schraube greift in eine in einen Schlitz im Blech eingesetzte Klemmmutter:

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    Hier nochmals aus der Nähe:

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    Diese Konstruktion hält, wie das verbogene Blech zeigt, kaum den einfachen täglichen Belastungen stand.
    Wird auch nur ein klein wenig Druck von hinten auf die Rücklehne ausgeübt, reißt die Klemmmutter nach vorne aus dem Blech:

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    Ist nun auf dem Rücksitz ein Kind mit einem Kindersitz angeschnallt, bei dem der Fahrzeuggurt nicht nur den Sitz selbst hält (und das Kind im Sitz einen zusätzlichen Gurt hat), sondern über Kind und Sitz gemeinsam gelegt wird, wie dies bei den Sitzen ab Klasse II der Fall ist (in unserem Fall ist es ein Römer "Kid", Gruppe II + III, 15-36 Kilo), dann muss beim Herausreißen der Rückenlehnenarretierung das Kind nicht nur das eigene Gewicht (bei unserer vierjährigen Tochter sind es 14 Kilo) im Gurt auffangen, sondern auch das nach vorne rutschende Gepäck.

    - Bereits bei einer Vollbremsung mit ABS ist die Bremsverzögerung annähernd so groß, wie die Erdbeschleunigung (g), es lastet also bei einer Vollbremsung auf dem schräg über Schlüsselbein und Rippen des Kindes verlaufenden Gurt das volle in horizontaler Richtung in Bewegung befindliche Gewicht (Kraft = Masse x Beschleunigung).
    Drückt von hinten ein 20 Kilo Koffer ungebremst gegen die Rücklehne hinter dem Kindersitz, ist das so, als ob der Gurt anstelle von nur 14 kg auf einmal mit 34 kg auf den Brustkorb des Kindes drückt.
    Rutscht der Koffer bei der Vollbremsung dagegen und wird erst durch die Rücklehne gebremst, sind die Kräfte höher.

    - Bei einem Frontalaufprall mit 30 km/h verzwanzigfachen sich bereits die Kräfte. Aus 280 kg werden durch ein von hinten drückendes 20 Kilo Gepäckstück 680 kg! Hier kann die herausreißende Rücklehnenarretierung leicht der Grund für tödliche Thoraxverletzungen beim Kind sein!

    (Dieses sind keine fachmännischen Berechnungen, sondern meine laienhaften Überlegungen auf Grundlage einiger Informationen über Bremsbeschleunigung etc. aus dem Internet.)

    Ich habe daher die Klemmmutter durch eine mit zwei dicken Unterlagscheibe verstärkte Einnietmutter ersetzt.

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    Diese Konstruktion hält bedeutend mehr aus, als die werksseitige:

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    von vorne

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    Rückseite

    Schwachpunkt dürfte nunmehr die Belastbarkeit des Blechs sein und nicht mehr die Befestigung selbst. Ich gehe davon aus, dass sich die 9 Gewindegänge der Alu-Einnietmutter nicht auf einmal Herausreißen lassen, jedenfalls nicht mit einer Kraft unterhalb derjenigen, bei der auch das Karosserieblech reißt.

    Der Austausch ist mit wenigen Handgriffen zu bewerkstelligen und dauert nicht länger als eine Stunde.

    Grüße,
    Cutrofiano

  • Hallo Cutrofiano,

    diese Gefahr ist aber schon hinlänglich bekannt und trifft sehr viele Autos mit umklappbaren Rücksitzen. Der ADAC hat da auch schon einige Fahrzeuge getestet.
    Dein Lösungsansatz ist gut nur hätte ich die Platte an der Rückseite noch größer gemacht sa das sie bis zum äusseren Blech geht.
    Ansonsten hilft da nur gute Sicherung des Ladegutes im Kofferraum.

    Gruß Thomas

  • selbst wenn keine kinder hinten mitfahren, alleine der gedanke, daß das gepäck über die umgeklappten rücksitze nach vorne schießt, macht diese fehlkonstruktion bedenklich. die haltegriffe an den türen sind meis auch so befestigt. schöner mist, aber danke dir für den guten reparaturhinweis.
    #sandro

  • Zitat von Oliviero

    Es sollte auch ohne Einnietmutter gehen, einfach eine Mutter hinten entsprechend unterlegen...


    Bei montierter oberer Stoßdämpferdomabdeckung und eingebautem Gurtaufroller kommt man von hinten praktisch nicht dran. Das heißt die Mutter sollte idealerweise schon so im Blech befestigt sein, dass sie erstens beim Abschrauben des Hakens nicht in den Tiefen des Stoßdämpferdoms auf Nimmerwiedersehen verschwindet und zweitens beim Festziehen nicht gegengehalten werden muss - daher ja auch die werksseitige Lösung mit der eingehängten Mutter, zumal die Schraube des Haltehakens sonderbarerweise wie kaum eine andere am Auto dazu neigt, sich mit der Zeit zu lösen (was zum Klappern der Rücklehnen führt).
    Grüße,
    Cutrofiano

  • Zitat von Oliviero

    Ahja, ich dachte mir zwar, daß Du den Nietaufwand nicht unbedingt umsonst getrieben hast ;) (so von Vater zu Vater)


    Ich gestehe: Mir gefallen diese Nietmuttern auch. Ich habe davon schon eine ganz Reihe am Auto untergebracht, so zum Beispiel am Scharnier der Kofferraumbodenabdeckung. Das war ursprünglich einfach ins Karosserieblech genietet - und zwar mehr schlecht als Recht. Da man von unten ebenfalls kaum dran kommt (Hinterachse, Tank) kamen auch hier die Einnietmuttern zum Einsatz. Außerdem werde ich in Kürze (sobald Himmel und Seitenverkleidungen wieder eingebaut werden, auch an ein paar Stellen, wo sonst zur Befestigung der Innenverkleidung Blechschrauben einfach im Blech stecken, M4er Einnietmuttern einsetzen - und zwar genau an den Stellen, wo man sie mit der Schraube, nachdem die Verkleidung drüber sitzt, auch findet !hehe!
    Bei Pinifarina bohrt man da offenbar gerne mal ein zweites Loch, wenn's beim ersten Versuch nicht gleich klappt...

    "Aufwand" ist das mit den Nietmuttern - den Besitz einer entsprechenden Zange (14,95 Euro im Baumarkt) vorausgesetzt - eigentlich keiner, zumal die Methode die ausschließliche Bearbeitung von vorne für sich hat (Daher der Name "Blind"-Nieten, weil man die Rückseite dazu nicht sehen muss. Das gilt in dem oben beschriebenen Beispiel natürlich nicht, denn da musste ja von hinten die große Unterlagscheibe noch mit drauf...) Die nackte Bearbeitungszeit pro Mutter dürfte um 5 Minuten liegen.
    Grüße,
    Cutrofiano

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