die deutsche Arbeitsmoral...bzw Wirtschaft

  • gestern war ich bei einem grossen Hydaulik-Handel um mir ein paar Leitungen fertigen zu lassen. Da ich ca ´ne 1/2 Std auf die Anfertigung wartete schaute ich (unweigerlich) den Arbeitnehmern in der Halle etwas zu.

    Ein Arbeiter lagerte Kupferrohre um; ca 15Stk, ca 1/2", 4m lang.
    Diese verfrachtete er innerhalb von einem Regal ins nächste Fach...auf gleicher Ebene. Es ging also nur darum, die Rohre um ca 20cm nach hinten zu verlagern; dies auf einer Arbeitshöhe von ca 1,5m

    Jeder normal-denkende Mensch hätte die Rohre per Hand nach hinten gelegt (was wird so ein Rohr wiegen? 2kg?) und die Sache wäre in zwei Minuten erledigt gewesen.

    Dieser Arbeiter erfreute sich aber anscheinend an der modernen Ausrüstung des Betriebes.
    So holte er einen Stapler aus 50m Entfernung und kesselte damit zu dem Regal. Wie ich im Laufe seiner Tätigkeit sehen konnte, war das Regal aus Schubladen gebildet und der Typ wollte mit dem Stapler die entsprechende Schublade vorziehen...nur, er hat den erforderlichen Haken vergessen. Also, nochmals quer durch die Halle.
    Nun korrekt ausgestattet rangierte er den Stapler in richtige Position, brachte den Haken an und irgendwann war er soweit, dass er doch tatsächlich die Schublade mit den Rohren rausziehen konnte...jetzt lag alles frei zugängig vor ihm, ohne Beinträchtigung von sonstigen Regalfächern.
    Nun schreitete er aber nicht manuell zur Tat, sondern besann sich des Portalkranes (heisst das so...ein Seilzug welcher an der Hallendecke vor/zurück + li/re per Motor gefahren werden kann).
    Also dackelte er wieder ein paar Meter zu dem Kran und dessen Bedienungsgerät und fuhr den Kran zu dem Regal.
    Anschliessend legte er eine Schlinge um die Rohre und hob das Rohrpaket an um das Material 20cm weiter hinten wieder abzulegen.
    In der Regalschublade befinden sich Führungen, welche die einzelnen Fächer voneinander trennten. Nun hatte der gute Mann das Problem, dass er die Rohr nicht auf der ganzen Länge komplett ausgerichtet in die Führungen abgelegt bekam...also rief er nach einem Kollegen, welcher im dann half.
    Einer führte die Rohre auf der einen Seite (und bediente den Kran), während der andere gegenüber die Rohre in das Fach drückte.
    Als die Rohrablage gelungen war wurde der Kran wieder zu seinem ursprünglichen Standort gefahren, die Schublade mit Stapler eingeschoben und anschliessend der Stapler wieder aufgeräumt.

    Die ganze Aktion dauerte eben gerade so diese 1/2 Stunde, welche ich auf meine Leitungen wartete.
    Eine 1/2 Stunde um 15 Kupferrohreum ca 20cm umzulagern...dies unter Zuhilfenahme von Stapler, Kran und zweiter Person.

    Wie erwähnt...mit einfachem Arbeitsablauf wäre dies in wenigen Minuten per Hand erledigt gewesen.

    Nun ist mir auch klar, warum in dieser Halle ca 15 Arbeiter beschäftigt sind. Würde jeder rationell arbeiten, käme der Betrieb wahrscheinlich mit fünf Lagerarbeitern zu recht.

    Wäre ich Chef von dem Laden und hätte diesen Ablauf gesehen, hätte ich den Arbeiter ganz leger zur Personalabteilung begleitet...damit er dort seine Papiere in Empfang nehmen kann...und tschüss!

    Wenn überall so gearbeitet wird, dann wundert mich nicht, warum so mancher Betrieb schliessen muss!

  • möööglicherweise gibt es berufsgenossenschaftliche auflagen, dass zum heben von lasten die vorhanden hilfen (stapler, laufkatze) verwendet werden MÜSSEN, um gesundheitliche schäden zu vermeiden.

    aber nur möööööglicherweise.

    im grunde hast du recht. und ich werde jetzt ganz fix wieder an meine arbeit gehen. :D

    gruß

    feeelix

  • Zitat von GTV-UM

    nach dem dritten 20h Stundentag in Folge kann ich da nur milde lächeln.


    20 Stunden?
    Wenn ich da noch ne 1/2 Stunde für Nahrungsaufnahme dazu addiere,
    evtl noch 1/2 Std Arbeitsweg, dann blieben nach meiner Rechnung pro Kalendertag noch drei Stunden übrig für Toilette, Bad und Schlafzimmer.

    ...und dies drei Tage hintereinander? Was für Drogen nimmst du? :-]


    Egal, denn es ist ja eigentlich am Thema vorbei, denn Eingangs ging es (mir) um die Verschwendung von Arbeitszeit...um das Ding, dass einer unter Einsatz von Maschinenkosten und helfender Hand (nochmals Arbeitszeit) etwas verrichtet, was in Bruchteil der Zeit (mit geringeren Kosten) leichter zu bewerkstelligen wäre.
    Aber wahrscheinlich sind die Leute derart verwöhnt, dass sie an die simplen Schritte garnicht mehr denken.

    Wobei dein Bsp letztendlich auch nicht so schlecht ist: nach gewisser Zeit an Grosskampf arbeitet man eher rückwärts,anstatt produktiv.
    Also ähnlich, wie eingangs beschrieben! :)

  • 20h konstant an einem Projekt arbeiten ist nicht besonders unüblich.
    Die "Nahrungsaufnahme" findet während der Arbeit statt .
    Hygiene ist für Weicheier und Drogen gibt es ausser Koffein und Nikotin auch nicht.
    Arbeitsweg fällt in dieser zeit auch flach, da an Ort und Stelle geschlafen wird , meistens 15 Minuten am Stück .

    Die Qualität der Arbeit lässt logischerweise nach 12h nach, aber es gilt Termine zu halten .

    Und es hat was mit Deinem Thema zu tun, würden wir uns auf "Ruhepausen" und sonstige Dinge berufen, würden wir pleite gehen. Realität und gewerkschaftliches Wunschdenken sind leider zwei paar Schuh.

  • schönes thema pedi, kommt mir gerade so recht nach diesem vormittag.

    ich freue mich immer besonders über heimische unternehmen im straßen- / tiefbau, bzw. insgesamt auf dem bau. hier ein beispiel von gestern nachmittag:

    "11 fachleute und das rohr"

    nr. 0, der kassachische gehilfe wühlt völlig ausgekühlt und verdreckt und unsichtbar bis zum bauchansatz im 3 m tiefen loch
    nr. 1 steht im loch und guckt ob nr. 0 sich auch richtig bückt und dreckig macht
    nr. 2 steht am rand und guckt ob nr. 1 auch richtig guckt
    nr. 3 kontrolliert ob nr. 2 auch den spaten richtig hält beim kontrollblick
    nr. 4 sitzt im bagger und guckt ob nr. 3 auch ordentlich die asche an der kippe abschnippt
    nr. 5 kommt mit einem praktikanten im baustellenpassat vorbei und guckt 1/2 std. aufs handy bevor er aussteigt, faltet einen plan auf und ruft nr. 3 herbei.
    45 min später kommt ein roter polo der stadtwerke mit weiteren 3 mann besatzung und weitere 30 min später kommt ein weißer fiesta mit 2 mann besatzung des bauamtes. kurz vor 12.30 h kommt der oberbauleiter des planungsbüros und will eine entscheidung treffen. geht aber nicht weil nr.1-4 mittag macht. dann erste auflösung um 12.35 h mit der vereinbarung sich in kmpl. stärke um 14.00h erneut zu treffen. um 15.00 h wurde dann einvernehmlich beschlossen heute das rohr noch nicht zu verschließen. besser wäre morgen..... könnte ja sein dass übermorgen die post mit weiteren 3 mann anrückt um kabel zu verlegen ... was sie aber immer erst dann tut, wenn das loch schon wieder zu ist.


    so was passiert hier und überall täglich 100fach. und wir wundern uns noch über kosten? andererseits. es schafft arbeitsplätze ohne ende. wenn alle die, die überflüssig sind ehrlicherweise nach hause geschickt würden, hätten wir sicher um 30% arbeitslose im sozialnetz hängen.... was dann wäre, mag ich mir noch nicht mal ausmalen.

    schönes WE

    l.otti

    produkte der fiatautomobile ag sind ein traum! darum findet ihr mich in zukunft hier: http://www.faltboot.de ab jetzt fahre ich ein handgearbeitetes deutsches sportcabrio allererster güte:

    > E65-3 des VEB Taucha-POUCH mit mittelmotor (ich) <

  • Zitat von l.otti

    andererseits. es schafft arbeitsplätze ohne ende. wenn alle die, die überflüssig sind ehrlicherweise nach hause geschickt würden, hätten wir sicher um 30% arbeitslose im sozialnetz hängen.... was dann wäre, mag ich mir noch nicht mal ausmalen.

    ich will jetzt hier nicht grossartig politisieren...

    Nur soviel:
    würden die von dir angesprochenen 30% nach Hause geschickt, die restlichen 70% effektiver arbeiten, dann hätten diese 70% die Möglichkeit auf mehr Lohn, da produktiver gearbeitet wird (gleicher Gewinn bei wesentlich weniger Unkosten).
    Die 70% hätten also eine höhere Kaufkraft. Diese zusätzlichen Güter müssen irgendwie her. Dafür haben wir ja wiederum die 30% (die zuvor Entlassenen).
    So verdienen die weiterhin.

    Ein paar werden auf der Strecke bleiben...wie z.B. Nr.2, weil er zu doof ist den Spaten richtig zu halten. Um den ist´s dann aber auch nicht schade.


    Schaue in der Natur: wer hinkt wird gefressen!
    und die Natur funktioniert, solange sich der Mensch nicht einmischt! :)

  • Zitat von l.otti

    schönes thema pedi, kommt mir gerade so recht nach diesem vormittag.

    ich freue mich immer besonders über heimische unternehmen ... insgesamt auf dem bau.


    ja ich auch : versuche gerade seit vier (!!) wochen bei insgesamt vier (!!) steinmetzbetrieben aus der umgebung einen termin für eine besichtigung für einen kostenvoranschlag zu bekommen !
    ist nur 'ne "kleinere" sache , aber das tut ja nichts zur sache !

    von den vieren habe ich nun von einem betrieb , nach mehrmaligem telefonieren , heute endlich einen termin für nächste woche bekommen , da "man dann gerade hier in der gegend ist " ... hallo ?!
    einer sagte mir wortwörtlich "dieses jahr wird das nichts mehr" (da war es ende september !) , der andere hat keine lust, für die besichtigung nur fünf kilometer anfahrt in kauf zu nehmen und der letzte ruft einfach wegen des termines nicht zurück ! es kotzt mich einfach nur an ! :(

    wirtschaftskrise, schlechte auftragslage ??? - bei so einem verhalten ist das auch kein wunder !! den firmen geht es aber anscheinend immer noch nicht schlecht genug ...
    unsereiner wäre mit so einer einstellung längst im nirvana verschwunden ...

    ciao matthias :(

  • Habt ihr nie Harald Schmidt gesehen? Wart ihr da vielleicht gerade arbeiten?

    Da ging es um Entschleunigung für mehr Lebensqualität. Naja, der Arbeiter hat es eben umgesetzt. ;D

    Ansonsten gibt es so doofe Arbeitsschutzbestimmungen, an die sich der Arbeiter halten muß. Die sind manchmal wirklich unsinnig. Trotzdem würde ich als Arbeiter einen Teufel tun, gegen solche Muß-Vorschriften zu verstoßen.....

  • Nunja manchmal wird mann zur Langsamkeit GEZWUNGEN!

    Wir haben letztens Revisionsarbeiten in der Chemischen Industrie gemacht.
    Arbeit:Stützlager Kontrollieren.
    Problem:1 Festsitzender M12 Bolzen
    Lösung:Abflexen
    Arbeitablauf:2!Mann begeben sich zur Baustelle(Allein Darf mann nicht Arbeiten-Vorschrift)
    Erkennen dass in ca.1,8 Meter Höhe gefext werden muss (Leitern sind nicht erlaubt)
    Zurück in die Werkstatt-Gerüstbauer anfordern
    WIr kommen sofort also zurück zur Baustelle damit das Gerüst an der richtigen Stelle steht
    1Stunde Später sind die Gerüstbauer da.
    Zurück in die Werkstatt Feuerschein holen
    Bauleiter suchen(muss unterschreiben)
    Zur werksfeuerwehr rennen (muss unterschreiben)
    Arbeit bei Leitstelle Anmelden
    Feuerlöscher besorgen
    Wasserschlauch auslegen
    Dazu-Alles ist sowieso nass und es ist absolut nichts brennbares da
    Schraube abflexen (45sekunden)
    Alles einräumen
    Arbeit schriftlich fertig melden
    Und ich habe mich nur an die Vorschriften gehalten.
    Hätte ich nicht und irgend einSicherheitsfuzzi wäre zufällig da gewesen-also ich auf einer Leiter ohne Feuerschein,wohlmöglich allein-das wäre mein letzter Tag
    Mann kann alles übertreiben,ich will nicht über die Kosten nachdenken,aber die Firmenleitung will es so.
    Chris

  • Nunja das Härtest was mir je Passiert ist war morgens UM 5 Uhr-da verstehe ich absolut keinene Scherze-ein Pförtner.

    Er sieht mich,grinst und meint trocken:Sie dürfen hier nicht arbeiten.
    Ich:Hä???
    Er:sie haben einen Bart.
    Ich:Hä???(normalerweise kann ich mich besser Artikulieren aber wie gesagt 5 uhr)
    Er: Hier im Werk müssen Rettungsmasken mitgeführt werden die haben wir nur für Bartlose.
    In diesem Augenblick läuft ein Almöhi an uns vorbei
    Ich:Was ist mit dem da?
    Er:Der Arbeitet schon lange hier-sie können sich aber Rasieren
    Ich:!zensur! !frechheit
    Ab nach Hause.
    Wass soll mann da sagen?Aber Vorschrit ist Vorschrift
    Chris

  • Zitat von hicoonair

    ....die Firmenleitung MUSS.

    Wenn ich die Brandschutzvorschriften in der Chemischen Industrie sehe, wird mir schlichtweg übel.


    Gruß

    Kersten ;)

    Mir würde übel werden, wenn ich wüßte, dass es diese Schutzvorschriften nicht geben würde. ;)

  • pedi: Vielleicht ist bei dem hersteller von dem du die rede hattest saisonal mal mehr oder weniger los...?! oder es gab im allgemeinen mal mehr arbeit....
    der betriebsleitung fällt schon auf, ob effektiv besetzt ist oder nicht. von daher finde ich es sehr löblich, evtl eis zwei arbeitskräfte "durchzuschleifen" sofern der betrieb dies kompensieren kann! denn in diesem falle belastet der lebensunterhalt dieser arbeiter nicht den staat, sondern das unternehmen
    vorallem find heut mal n job-als lagerist-wird es da auch schwer...
    wenn es eng wird, werden die von der Personalabteilung schon reagieren....
    der menschliche aspekt ist auch nicht zu verachten stell dir vor du wirst nicht mehr gebraucht oder bist nicht mehr effektiv oder tragbar....tolles gefühl
    vozallem wenn du weist, dass sich vorstände und geschäftsführer fürstlich belohnen und dein Peanut-gehalt auf einmal nicht mehr tragbar ist...

    war jetzt mal die andere seite der madaille....

    WAS ich verstehen kann sind verärgerungen über öffentliche verschwendungen...

    Zb. die tollen lehrer...studieren bis 27-28 dann geben sie 5 6 jahre unterricht mit freizeiten (ferien u sonstiges) und leiden dann am burnout syndrom...
    frag mal einen nichtbeamteten / auchlehrer )nach dem burnout syndrom....

    weiterer härtefall...ein bekannter arbeitet bei der strassenwacht...bzw ist 40% des jahres KRANKGESCHRIEBEN ... da gibt es diensttage an denen sie strassen nur kontrollieren sollen....was machen die??? setzen sich zu dritt in den unimog
    und fahren SCHWARZARBEITEN....

    da könnt ich kotzen!!!

  • Zitat von timovic

    Mir würde übel werden, wenn ich wüßte, dass es diese Schutzvorschriften nicht geben würde. ;)


    teils, teils, manche sicherheitsrelevanten Vorschriften sind sicherlich gut, nur so ein völliger Quatsch wie Antennenleitungen, Netzwerkkablel.... in Schutzrohren verlegen zu müssen, ich weiß nicht !


    Gruß

    Kersten ???

  • Zitat von Patrik1979

    pedi: Vielleicht ist bei dem hersteller von dem du die rede hattest saisonal mal mehr oder weniger los...?! oder es gab im allgemeinen mal mehr arbeit....

    es war bis vor einigen Jahren ein kleinerer Betrieb...dann baute er neu (grösser) und stellte auch entsprechend Leute ein.

    Jedenfalls ist mir der o. gen. Umstand dort schon öfters aufgefallen. Sprich: ich war nun wirklich nicht das erste Mal dort.
    Alles bewegt sich dort irgendwie in Zeitlupe usw
    Beeindruckt mich immer wieder auf´s Neue!

    Zitat

    vorallem find heut mal n job-als lagerist-wird es da auch schwer...

    wer effektiv arbeitet, wird bestimmt nicht als erstes entlassen.
    Zudem habe ich ja nicht von Massenentlassungen gesprochen, sondern zu der absolut umständlichen Arbeitsweise dieses Typs (der in unserer Rep bestimmt kein Einzelfall darstellt) Stellung genommen!

  • Zitat

    Alles bewegt sich dort irgendwie in Zeitlupe usw
    Beeindruckt mich immer wieder auf´s Neue!

    Bist du sicher, dass du dein material nicht in einer amtsstube käufst?? :D

    Ich weis was du meinst...aber ich finds halt heutzutage gut,arbeitsplätze zu halten bzw zu schaffen...

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!